Der Bankenverband hat zum 45. Mal den mit 25.000 Euro dotierten Bankenverbandspreis zur Unterstützung und Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergeben. Dr. Philipp Fidler, MSc (Oxford), und Dr. Lisa KIRCHER, LLM (WU), LLM (KCL), BA, haben mit ihren Arbeiten die Jury überzeugt.

© Bankenverband | Foto: Christian Mikes

„Mit dem Bankenverbandspreis tragen wir aktiv zur Förderung von jungen Talenten bei, die einen wichtigen Beitrag in der Weiterentwicklung der Rechtswissenschaften leisten. Unsere Gewinnerinnen und Gewinner reihen sich in eine lange Liste von namhaften Preisträgern ein“,

so Dr. Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes. 

Der Bankenverbandspreis wird seit 1978 vom Bankenverband an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler verliehen, die im Rahmen ihres Studiums oder ihrer Habilitation Arbeiten im Bereich Wirtschafts-, Banken- und Finanzrecht verfassen. In 45 Jahren wurden insgesamt 355 Personen für ihre wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet und insgesamt 500.000 Euro Preisgeld ausgezahlt.  
 

"Insolvenznahe Kapitalgesellschaften – Typologie und Bewältigung von Konflikten der Kapitalgeber"

Die Habilitationsschrift von Dr. Philipp Fidler, MSc (Oxford) über „Insolvenznahe Kapitalgesellschaften“ greift ein bisher wenig beachtetes Thema auf. Es geht darin um die Chancen, aber auch Hemmnisse für die Restrukturierung einer in der Krise befindlichen Kapitalkapitalgesellschaft vor einem förmlichen Insolvenzverfahren mit dem Ziel der Vermeidung eines solchen. Im Mittelpunkt der – stark rechtsökonomisch geprägten – Arbeit steht die Analyse der Interessen der Stakeholder in ihrer Rolle als Eigen- und Fremdkapitalgeber. Sie untersucht vertieft die Konflikte zwischen Eigen- und Fremdkapitalgebern, aber auch Konflikte innerhalb der jeweiligen Gruppe. Damit wird in hervorragender Weise ein neuer Analyserahmen aufgezeigt, mit dem Lösungen für diese Konflikte gefunden werden können. Die Arbeit formuliert als Postulat die Etablierung eines Rechtsgebiets „Restrukturierungsrecht“ an der Schnittstelle von Zivilrecht, Gesellschaftsrecht und Insolvenzrecht für jene Fälle, in denen ein Marktversagen effizienten Ergebnisse im Wege steht, führt Univ. Prof. MMag. Dr. Sabine Kirchmayr-Schliesslberger, Mitglied der Jury, über die Vergabe des ersten Hauptpreises aus.
 

„Bankenabwicklung und Rechtsschutz“

Die Dissertation „Bankenabwicklung und Rechtsschutz“ von Frau Dr. Lisa Kircher, LLM(WU), LLM (KCL), BA behandelt eine äußerst bedeutende Thematik: Als Reaktion auf die Unzulänglichkeit des regulären Insolvenzrechts hat die EU ein harmonisiertes Abwicklungsregime für Kreditinstitute geschaffen, um ungeordnete Insolvenzen unter gleichzeitiger Schonung staatlicher Mittel zu vermeiden. Das erforderliche Zusammenwirken von Unions- und staatlichen Aufsichtsbehörden wirft eine Reihe von Rechtsfragen auf, zu denen bisher kaum Rechtsprechung und Literatur vorliegt, so auch Fragen des Rechtsschutzes von Banken und Gläubigern im Abwicklungsverfahren, die den Gegenstand der Dissertation von Frau Kircher bilden. Frau Kircher hat die vielschichtigen Herausforderungen des Themas auf höchstem Niveau gemeistert. Sie hat nicht nur eine instruktive Darstellung des komplexen Systems der Bankenabwicklung vorgelegt, sondern auch zahlreiche neue und überzeugend begründete Erkenntnisse im Detail entwickelt. Insgesamt ist Frau Kircher mit ihrer Dissertation eine eindrucksvolle Arbeit gelungen, die wichtige Beiträge zum Unionsrecht, zum öffentlichen Recht und vor allem zu einem noch nicht sehr ausgereiften Gebiet des Bankenrechts enthält, erklärt Univ. Prof. Dr. Martin Schauer, Mitglied der Jury, zur Begründung für die Vergabe des zweiten Hauptpreises.

„Der Bankenverband gratuliert allen diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern zu den inhaltlich komplexen und gelungenen Arbeiten. Jeder Einzelne hat mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Rechtswissenschaften geleistet. Aufgrund der stetig wachsenden Anzahl an Regulierungen, Vorschriften und Veränderungen sind alle Beiträge für uns überaus wertvoll“,

sagt Generalsekretär Dr. Gerald Resch über den Wert der Arbeiten.  
 

Die weiteren Preisträger 2023 sind (Nennung in alphabetischer Reihenfolge):

  • Mag. Dr. Lukas FRANKE, LLM | „Grenzüberschreitende Abspaltung im Gesellschafts- und Ertragssteuerrecht“
  • Dr. Alexander KERN, MSc | „Das österreichische Pfandbriefgesetz und die Umsetzung der Covered-Bonds-Richtlinie”
  • Dr. Julia Anna MAYER | „Der überschuldungsvermeidende Rangrücktritt nach § 67 Abs 3 IO – Rechtsfolgen vorzeitiger Rückzahlung und einvernehmliche Beendbarkeit“
  • Dr. Marielena PLIESEIS | „Die gesetzlichen Verzugszinsen gemäß § 1333 Abs 1 ABGB – Zur Ausgestaltung, Wirkung und Rechtsnatur der gesetzlichen Zinspauschalierung bei Schuldnerverzug mit einer Geldforderung”
  • Dr. iur. Patrick RASCHNER | „Algorithm Governance am Kapitalmarkt – Prinzipien und Pflichten für den ordnungsgemäßen sowie fairen Einsatz von Algorithmen beim Börsehandel“

 

Zur Teilnahme am Bankenverbandspreis berechtigt sind Bewerberinnen und Bewerber, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die ihre wissenschaftliche Arbeit im Rahmen eines Studiums, einer Habilitation oder einer Forschungstätigkeit an einer österreichischen Universität, an einer österreichischen Fachhochschule oder sonstigen österreichischen Forschungseinrichtung erstellt haben. Weiters werden Arbeiten angenommen, die einen thematischen Bezug zu spezifisch österreichischen Rechts- und Wirtschaftsfragen haben.
Nähere Details zu den Teilnahmebedingungen für die Vergabe des Förderpreises sowie Informationen zu den bisherigen PreisträgerInnen finden sich unter https://www.bankenverband.at/presse/news-archiv/bildung/bankenverbandspreis/.

Rückfragen:
für den Bankenverband:
Image Angels
Katharina Riedl
Tel.: +43 664 4269900
katharina.riedl@image-angels.at