Der Neustart der Wirtschaft nach der Corona-Krise bringt einen zusätzlichen Schub für den Green Deal der EU-Kommission und die Green Finance Agenda der österreichischen Bundesregierung. Die Banken spielen eine Schlüsselrolle in der Bereitstellung von „grünen“ Anlagemöglichkeiten und der Aufbringung von „grünen“ Finanzmitteln.

Die EU-Kommission hat mit ihrem Green Deal die europäische Vorlage geliefert, die österreichische Bundesregierung mit ihrer Green Finance Agenda den nationalen Rahmen geschaffen, der Bankenverband unterstützt bei der Umsetzung: Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden. Dazu sind umfassende Investitionen in Projekte zum Klimaschutz erforderlich. Gleichzeitig muss für die Wirtschaft ein milliardenschweres Hilfspaket zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise auf den Weg gebracht werden. Der Neustart nach der Corona-Krise bietet auch neue Chancen für eine Green Recovery – also einen Neustart der Wirtschaft unter starker Berücksichtigung des Klimaschutzes.

„Die Wirtschaft braucht den Klimaschutz und Klimaschutz braucht die Wirtschaft. Die Bankenbranche ist dabei ein wichtiger Multiplikator. Wir haben jetzt die einmalige Chance, die österreichische Wirtschaft mit vereinten Kräften zu einem nachhaltigen, klimaschonenden System umzubauen. Nutzen wir diese Chance“,

betont Robert Zadrazil, Präsident des österreichischen Bankenverbandes.

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds:

„Die Zeit drängt: In den nächsten zehn Jahren wird entschieden, ob es gelingt, den globalen Temperaturanstieg auf plus 1,5° C zu stabilisieren. Das Tempo bei den Klimaschutzmaßnahmen muss dringend erhöht werden, es braucht eine Bündelung aller Kräfte. Die Banken sind ein zentraler Hebel für den Klimaschutz. Es geht darum, deutlich mehr Geld in eine umweltfreundliche Zukunft zu lenken und privates Kapital für den Klimaschutz zu mobilisieren.“

Banken als wesentlicher Teil der Lösung

Wenn es um die Mittelaufbringung zur Finanzierung der Green Recovery geht, spielen die Banken eine Schlüsselrolle und stehen mit ihrer Expertise als erste Adresse für „grüne“ Anlegergelder und Finanzierungen zur Verfügung. Ein Blick in den aktuellen Jahresbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen zeigt: Würden die Gelder privater und institutioneller Investoren in Österreich, die Ende 2019 bereits nachhaltig veranlagt waren, ausschließlich für Klimaschutzmaßnahmen verwendet werden, könnte allein damit ein Projektvolumen von mehr als 30 Milliarden Euro finanziert werden. Zusätzliche Finanzmittel ergeben sich über spezielle Lösungen, die die Banken in Form von ESG-Linked-Loans – also Darlehen, deren Zinskonditionen an die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien gebunden sind – und syndizierten „grünen“ Krediten bereitstellen.

So hat zum Beispiel im Dezember 2019 ein Konsortium aus zwölf internationalen Banken, darunter drei Banken aus Österreich, einen nachhaltigen Kredit über eine Milliarde Euro an den deutschen Spezialchemie-Konzern Lanxess vergeben. Die Zinskonditionen sind an die Nachhaltigkeitskriterien Klimaschutz und Diversität gebunden. Das Unternehmen muss seinen CO2-Ausstoß reduzieren und den Anteil von Frauen in Führungspositionen steigern. 

Für eine ähnliche Lösung hat sich der österreichische Versorger Verbund entschieden. Dem Konzern steht seit Ende 2019 einer der weltweit ersten nachhaltig syndizierten Kredite über 500 Milionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zur Verfügung. Der Zinssatz für den Kredit wird nicht nach dem Finanzrating bei den etablierten Finanz-Rating-Agenturen bestimmt, sondern nach dem System der Nachhaltigkeits-Rating-Agentur Sustainalytics.

„Die Banken stellen damit ihre Kompetenz und Erfahrung in der Unterstützung großvolumiger Investitionsprojekte im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit unter Beweis. Die Banken werden ein aktiver und engagierter Partner für die Begleitung eines „grünen“ Neustarts nach der Corona-Krise sein, der einen klimaverträglichen Wiederaufbau ermöglichen soll“,

so Zadrazil.

 

Begünstigte Eigenmittelunterlegung und KESt-Befreiung

Gleichzeitig erhebt der Bankenverbandspräsident zwei Forderungen:

„Um gezielt für die Wirtschaft und die Umwelt arbeiten zu können, brauchen wir klare rechtliche Rahmenbedingungen. In diesem Zusammenhang sollte für bestimmte, genau definierte nachhaltige Finanzierungen eine begünstigte Eigenmittelunterlegung vorgesehen werden. Das Label ‚green‘ allein darf nicht die Vergabe eines Kredits rechtfertigen. Es muss auch die Rückzahlungsfähigkeit berücksichtigt werden, um die Stabilität der Banken nicht zu gefährden. Darüber hinaus braucht es – um die Mittelaufbringung über den privaten Sektor zu erhöhen – steuerliche Anreize für Anleger. Eine rasche Umsetzung der KESt-Befreiung für ökologische bzw. ethische Investitionen, wie sie im österreichischen Regierungsprogramm angedacht ist, wäre wünschenswert und ein attraktiver Motivator für Anlegerinnen und Anleger.“

Noch bis 14. August 2020: Freiwilliger Klimaverträglichkeitstest

Ihr klares Bekenntnis zu einer Green Recovery zeigt die österreichische Finanzwirtschaft auch durch die Teilnahme an einem freiwilligen Klimaverträglichkeitstest basierend auf der PACTA-Analyse (Paris Agreement Capital Transition Assessment). Die PACTA-Analyse wurde federführend vom globalen Think Tank 2° Investing Initiative (2°ii) entwickelt. Mit dieser werden Anlage- und Kreditportfolios auf ihre Übereinstimmung mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens untersucht. Von 25. Mai bis 14. August 2020 können Unternehmen des Finanzsektors – allen voran Banken, Versicherungen, Pensions- und Vorsorgekassen – ihre Kredit- und/oder Investment-Portfolios freiwillig, kostenlos und anonym analysieren lassen. Der Nutzen für die teilnehmenden Institute: Sie erhalten wertvolle Informationen über die Klimaverträglichkeit ihrer bestehenden Portfolios und Ansatzpunkte zur Verbesserung – insbesondere im Hinblick auf künftige Verpflichtungen durch EU-Regulatorien und Klimastresstests.

 

Rückfragen für MedienvertreterInnen: 

für den Bankenverband:
MMag. Edith Holzer, M.A.
+43 (0) 664 124 0362
edith.holzer@clear-id.net

für den Klima- und Energiefonds:
Mag. Katja Hoyer
+43 (1) 585 03 90 – 23
katja.hoyer@klimafonds.gv.at

für die UniCredit Bank Austria:
M
ag. Matthias Raftl
+43 (0) 50505 – 52809
matthias.raftl@unicreditgroup.at