FACT – FINDING – FINANCE

Im Gespräch mit Univ.Prof. Dr. Bettina Fuhrmann

Die eigenen Einnahmen und Ausgaben managen, Investieren und Finanzieren sowie Chancen und Risken erkennen – das sind die Themen und die Ziele, die Finanzbildung für junge Menschen beinhaltet. Im Idealfall passiert dies im Zusammenspiel aller Stakeholder.

Wer ist für Finanzbildung zuständig? Familie, Schule oder die Banken? 

Im Idealfall arbeiten sie alle drei gut zusammen. Das bedeutet, dass zunächst in der Familie das Fundament dafür gelegt wird, den Umgang mit Geld lernen zu können. Eltern können dazu beitragen, indem sie Kindern erklären, wofür Geld verwendet wird und wie man Einkommen generieren kann. Wenn sie auch erkennen lassen, dass sie sich als Erwachsene gut überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben, und Kinder dann mit ihrem ersten Taschengeld dieselbe Erfahrung machen können, dann ist schon viel passiert. Darauf können Schulen dann aufbauen und ausgleichen, was zu Hause vielleicht nicht vermittelt worden ist. Kinder und Jugendliche wissen, dass der Umgang mit Geld für ihr Leben ein wichtiges Kapitel ist und sind daher auch sehr motiviert. Der Themenbogen spannt sich vom Haushaltsbudget über Spar-, Vorsorge-, Anlage- und Finanzierungsfragen bis hin zum Erkennen von Chancen und Risken in ihrem Leben. Banken sollten dann auf Kundinnen und Kunden treffen, die schon ein gutes Grundlagenwissen zu Geld haben und denen sie daher im konkreten Fall vor allem die Details verständlich erklären müssen.
 

Was kann die Schule in Sachen Finanzbildung leisten? Was muss seitens des Bildungsministerium veranlasst werden?

Finanzbildung sollte im Pflichtschulbereich ein Muss und nicht nur ein Kann sein. Viele Fragen sind schon für Volksschulkinder interessant und können altersadäquat adressiert werden. Andere Themen kann man darauf aufbauend den 10- bis 15-jährigen anhand von konkreten praxisnahen Beispielen gut näherbringen. Wichtig ist es auch, den gesamten Themenbogen abzudecken: was hilft es, wenn zwar ein Haushaltsbudget erstellt werden kann, aber das Geld, das übrig bleibt, dann für Glücksspiel ausgegeben wird? Und wer einerseits niedrigstverzinst spart, andererseits auch in risikoreiche Kryptoassets investiert, würde von Finanzbildung im Bereich Risikobewusstsein sehr profitieren.
 

Wie kann man Finanzbildung in der Ausbildung einen höheren Stellenwert zukommen lassen? 

Wenn Finanzbildungsinhalte in den Lehrplänen sowohl umfassend als auch möglichst konkret und präzise formuliert enthalten sind, wird ihnen im Unterricht mehr Raum gegeben werden. Werden Lehrerinnen und Lehrer dann auch noch durch Weiterbildungsangebote und Unterrichtsmaterial unterstützt, sind wichtige Bedingungen für das Gelingen von Unterricht erfüllt.
 

Was muss ein 18-jähriger Maturant über das Thema Finanzen wissen? 

Wir haben im Wesentlichen drei Bereiche identifiziert: das Management von Einnahmen und Ausgaben (zu dem die Themen Konsumieren, Sparen, auch warten und verzichten Können gehören), das Investieren und Finanzieren sowie das Identifizieren von Chancen und Risken (einschließlich der Vorsorge und der Absicherung gegen Risken). Diese Bereiche sollten in ein Verständnis unseres Wirtschafts- und insbesondere des Finanzsystems eingebettet sein.
 

Wie kann in Österreich eine bessere Finanzbildung gelingen? Gibt es Vorbilder? 

Viele Länder engagieren sich bereits für die Förderung der Finanzbildung ihrer Bevölkerung. Erfolgsfaktoren kristallisieren sich heraus: eine Bündelung der Finanzbildungsinitiativen verschiedener Stakeholder, das gemeinsame Arbeiten an gemeinsamen Zielen, die Integration von Finanzbildung ins Bildungssystem und besondere Finanzbildungsmaßnahmen für vulnerable Zielgruppen.

Wordrap mit Bettina Fuhrmann

Mit meinem ersten selbst verdienten Geld habe ich... mir die heiß ersehnten ersten Kontaktlinsen gekauft und den Rest des Geldes gespart.

Meine Eltern haben mir in Geldfragen immer geraten... eine gute Ausbildung zu absolvieren - „sie ist die beste Arbeitslosenversicherung“ -, nicht impulsiv Geld auszugeben, aber auch nicht an der falschen Stelle zu sparen - „kaufst du billig, kaufst du teuer“ - und zu erkennen, dass Geld nicht alles ist.

Am liebsten bezahle ich mit... meiner Bankomatkarte.

Auf mein Konto schaue ich... mehrmals wöchentlich.

Kryptowährungen bedeuten für mich... eine innovative Idee, aber (noch) kein probates Zahlungsmittel.

Mein persönlicher Tipp für den Umgang mit Finanzen ist... sich aktiv damit zu beschäftigen, nicht den Kopf in den Sand stecken, sich informieren und gut überlegen, was einem wichtig ist.

Finanzbildung ist wichtig, weil... Geldprobleme krank machen können. Für Zufriedenheit und ein selbstbestimmtes Leben braucht es geordnete finanzielle Verhältnisse.