FACT – FINDING – FINANCE

Im Gespräch mit MMag. Dr. Gerald Resch

Finanzbildung muss von der Volksschule bis zur Universität altersgerecht aufbereitet werden und die junge Generation muss in ihrer Lebenswelt abgeholt werden, um sie dort auf das Thema aufmerksam zu machen, neugierig zu machen und zu begeistern.

„Über Geld spricht man nicht“ – dieses Mindset ist in Österreich weit verbreitet. Braucht es eine neue Beziehung zu Geld und Geldverdienen, damit man offener mit dem Thema umgeht und würde das die Finanzbildung stärken?

Das ist kein österreich-spezifisches Problem, sondern es betrifft den gesamten deutschsprachigen Raum. Eine Studie der Deutschen Postbank aus 2021 zeigt, dass für 70% der Deutschen Geld ein Tabuthema ist. Diese Zahlen werden in Österreich nicht viel anders sein. Wie viele Kinder wissen nicht, was ihre Eltern verdienen, wie viele Partner wissen nicht voneinander, was sie verdienen? “Über Geld spricht man nicht” ist nicht nur Sprichwort, sondern Tatsache und das müssen wir ändern. Das ist Grundvoraussetzung der Finanzbildung einen anderen Stellenwert zukommen zu lassen.
 

Wer ist für Finanzbildung zuständig? Familie, Schule oder die Banken?

Bei der Vermittlung von Finanzwissen haben Familie, Schule und Banken alle ihren Platz und ihren Auftrag. Laut einer Studie, die Marketmind für die BAWAG und den Bankenverband im letzten Jahr durchgeführt hat, ist Finanzbildung aktuell vor allem eine Familienangelegenheit - besonders den Müttern kommt dabei die entscheidende Rolle zu. Finanzbildung wird vererbt und von Generation zu Generation weitergegeben. Die Schule spielt dagegen eine untergeordnete Rolle, dabei wünscht sich jede dritte Familie eigentlich Unterstützung bei der Finanzbildung ihres Nachwuchses.
 

Wie kann in Österreich eine bessere Finanzbildung gelingen? Gibt es Vorbilder?

Ein ganz wichtiger Baustein ist die Förderung von Finanzbildung außerhalb der Familie. Finanzbildung gehört in die Schulen und das über alle Schulstufen hinweg, von der Volksschule bis zur Universität, altersgerecht aufbereitet. Wir müssen Finanzbildung als Fixpunkt im Lehrplan verstehen – wie Mathematik oder Englisch. Unsere Bildung ist gewachsen, sie braucht neue Schwerpunkte für die Welt von heute und morgen. Dazu gehören Themen wie Digitalisierung und Gesundheit, ebenso wie Finanzen. 
 

Was kann die Schule in Sachen Finanzbildung machen? Was kann das Bildungsministerium?

Finanzbildung muss ein fester Bestandteil des Lehrplans werden. Es gibt darüber hinaus viele verschiedene Möglichkeiten, Finanzbildung in den Schulalltag einzubeziehen. Der Bankenverband bietet Schulen und Lehrern mit Projekten wie “Schule-Zeitung–Wirtschaft” oder dem “Planspiel Schulbanker'' zum Beispiel spannende Optionen.
 

Wie kann man das Thema Finanzen für die nächste Generation interessant gestalten?

Je früher man sich mit Finanzbildung auseinandergesetzt, desto besser. Wir müssen die junge Generation in ihrer eigenen Lebenswelt abholen. Die Art und Weise, wie junge Menschen Informationen konsumieren, hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Zwei wichtige Stichwörter sind in diesem Zusammenhang Gamification und Social-Media. Wir müssen die Vermittlung von Finanzwissen spielerischer und abwechslungsreicher gestalten, um das Interesse an Finanzthemen zu wecken. Gleichzeitig benötigen wir auch auf Social-Media mehr Role-Models, die über Finanzen sprechen, ohne auf den Verkauf von Produkten abzuzielen.
 

Was geben Sie Ihren Kindern mit?

Ein breites Wissen, damit sie eigene Entscheidungen treffen können. Es geht nicht darum, für seine Kinder zu entscheiden, sondern ihnen das Rüstzeug zu geben, damit sie Situationen selbst beurteilen und einschätzen können, damit sie darauf aufbauend ihre Entscheidungen fällen können.
 

Wordrap mit Gerald Resch

Mit meinem ersten selbst verdienten Geld habe ich... Aktien gekauft – wirklich!

Meine Eltern haben mir in Geldfragen immer geraten... Zuerst denken, dann handeln.

Am liebsten bezahle ich mit... Karte.

Auf mein Konto schaue ich... täglich.

Kryptowährungen bedeuten für mich... eine spannende Technologie:

Mein persönlicher Tipp für den Umgang mit Finanzen ist... Zuerst denken, eine eigene Meinung bilden und dann handeln.

Finanzbildung ist wichtig, weil... sie allen eine faire Chance bietet, eine sichere Lebensgrundlage zu schaffen.