ECHT – EMPOWERED – ERFOLGREICH

Interview mit Mag. Andrea Maller-Weiß

Mag. Andrea Maller-Weiß, Vorstandsmitglied der Bank Burgenland, erzählt im Gespräch mit dem Bankenverband, was es bedarf, um als Manager erfolgreich zu sein und wie man Familie und Beruf vereinbart.

Seit 2008 ist Mag. Andrea Maller-Weiß Vorstandsmitglied in der Bank Burgenland und verantwortet die Bereiche Immobilien, Konzern-Rechnungswesen und Financial Controlling sowie die ungarische Beteiligung. Doch Erfolg im Beruf, so betont sie, ist auch damit verbunden, dass man an anderer Stelle Opfer bringen muss. Eine große Herausforderung stellt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dar. Wie Maller-Weiß erzählt, haben besonders ihre Motivation zu arbeiten, ein unterstützendes Umfeld sowie ein Quäntchen Glück ihr dabei geholfen, diese Herausforderung zu meistern.

„Um als Manager erfolgreich zu sein, bedarf es einer hohen Disziplin und viel Fleiß. Der Aufstieg auf der Karriereleiter gelingt meist nur, wenn man bereit ist, mehr Einsatz als andere zu zeigen“, ist sich Maller-Weiß sicher. Vorgesetzte, so ihr Argument, erkennen und schätzen diese Anstrengungen. Der berufliche Aufstieg sieht von außen oft leichter aus als er ist. Viel Zeit und Durchhaltevermögen müssen investiert werden. Wenn jemand Karriere machen will, sollte er sich dessen bewusst sein. Um eine erfolgreiche Führungskraft zu werden, braucht es aber noch etwas anderes: „Man muss lernen, mit Rückschlägen umzugehen und aus Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen“, erklärt sie. „Man lernt, Verantwortung zu übernehmen.“ Eine wichtige Fähigkeit, denn mit der Übernahme von Führungsaufgaben wachsen Gestaltungsspielraum und Risiko, für das Verantwortung übernommen werden muss.

Familie und Karriere – geht das?

Doch warum gibt es so viel mehr männliche als weibliche Führungskräfte? Der Grund liegt für Maller-Weiß nicht in der Ausbildung. „Wir haben viele gut ausgebildete Frauen, die in der Ausbildung / an Universitäten oftmals deutlich besser abschneiden als Männer.“ Das große Thema ist laut Maller-Weiß - immer noch -  die Vereinbarkeit von Familie bzw. Familiennplanung und Karriere. Sie selbst kennt diese Situation. „Man muss gut organisiert sein, das ist klar“, erklärt sie, „aber gute Organisation ist nicht alles“. „Ich nehme sehr viele berufliche Termine wahr und bin permanent unterwegs. Die organisatorische Fremdbestimmung, die mit einer Managementaufgabe verbunden ist, lässt sich nicht immer mit einem klassischen Familienleben vereinbaren.“ Wer Familie und Karriere möchte, betont Maller-Weiß, der braucht Unterstützung aus seinem Umfeld. Maller-Weiß erzählt, sie habe ihre Position nur behalten können, weil sie nach der Geburt ihrer Tochter schnell wieder ins Berufsleben zurückgekehrt sei. „Das war keine einfache Situation, aber mein damaliger Chef hat Verständnis gezeigt. Ich konnte meine Tochter mit ins Büro nehmen, das hat viel geholfen. Ohne die Unterstützung meines Mannes, meines damaligen Chefs und meiner Kolleginnen und Kollegen hätte das aber nicht funktioniert.“  

„Allheilmittel“ Mentoring?

Mentoring wird immer wieder als Maßnahme angeführt, die Unternehmen dazu nutzen können, Potenziale von Mitarbeiterinnen zu entfalten und ihnen dabei zu helfen, sich sichtbar zu machen. Maller-Weiß kennt diese Vorteile aus persönlicher Erfahrung. Schon seit ihrer Zeit bei der Bank Austria begleitet sie ein Mentor. Ein guter Mentor hilft seinem Mentee dabei, sein/ihr Potenzial (besser) zu nutzen. „Ein Mentor kann helfen, am Ende muss es die Person aber auch selbst wollen“, erzählt Maller-Weiß. „Ich selbst kenne beide Perspektiven und habe in Kärnten als Mentorin mehrere Frauen begleitet. Enttäuschend hierbei war für mich immer, wenn diese Frauen mir dann mitgeteilt haben,  dass sie doch keine Karriere anstreben.“ Ein „Allheilmittel“ dafür, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist Mentoring laut Maller-Weiß nicht. Generell, findet Maller-Weiß, haben Organisationen mit ihren Maßnahmen einen sehr begrenzten Spielraum, tatsächlich entscheidend seien die einzelnen Führungskräfte. „Es liegt an ihnen, Potenziale zu entdecken, die Mitarbeiterinnen entsprechend zu fördern und an Führungsaufgaben heranzuführen“, schlussfolgert Maller-Weiß.

Blick in die Zukunft

Unser Ziel sollte es sein, nicht mehr über die beruflichen Chancenunterschiede von Frauen und Männern sprechen zu müssen, so Maller-Weiß. „Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern, aber die sollten keinen Einfluss auf Familienplanung, Karriere und Aufstiegschancen haben“, so die Vorständin der Bank Burgenland. Der Umgang damit ist jedoch auch eine Generationenfrage. „Jüngere Kollegen sind viel offener, wenn es darum geht, Familie und Beruf zu vereinen.“ Große Veränderungen prognostiziert Maller-Weiß jedoch nicht nur in der Arbeitswelt. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden die Entwicklung bestimmen. In der Kommunikation ändert  sich vieles. Wir müssen ein entsprechendes digitales Angebot schaffen“, lautet ihr Fazit.


„Ich hoffe, dass wir in ein paar Jahren nicht mehr über Unterschiede bei beruflichen Chancen von Männern und Frauen reden müssen.“

Seit 2008 ist Andrea Maller-Weiß im Vorstand der Bank Burgenland. Warum Motivation, Disziplin und das Quäntchen Glück den Unterschied machen und wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen kann, verrät sie im Gespräch mit dem Bankenverband.

GROND-SZUCSICH: Seit Jahren sind Sie erfolgreich Vorstandsmitglied einer Bank und damit für viele Frauen ein Vorbild. Was braucht es Ihrer Ansicht nach, um als Bankvorständin erfolgreich zu sein?

MALLER-WEISS: Ich würde das nicht nur auf die Tätigkeit im Vorstand einer Bank eingrenzen. Um als Manager erfolgreich zu sein, bedarf es hoher Disziplin und viel Fleiß. Oft wirkt alles von außen betrachtet sehr schön, aber Menschen, die Karriere machen, sind bereit, mehr Einsatz als andere zu erbringen. Das ist nicht negativ gemeint - im Gegenteil, denn diese Menschen haben Freude an ihrer Arbeit. Nur wenn du etwas gerne machst, kannst du es gut machen und bist bereit, viel zu investieren.

Ich hatte das Glück, an Stellen zu kommen, an denen ich etwas bewegen und verändern konnte/kann. Das hat mich immer sehr motiviert, mein Herzblut hineinzulegen. Man braucht aber auch ein Quäntchen Glück - man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Es hilft jedoch, überlegt und geschickt zu planen. Vor allem, wenn man schwierige Zeiten erfolgreich überwinden kann, lernt man viel für die Zukunft. Hier zeigt sich, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und auch dafür einzustehen. Ich hätte am Ende des Tages nichts anders gemacht und bin sehr glücklich und zufrieden mit meiner Aufgabe.
 

GROND-SZUCSICH: Sie haben vom Planen gesprochen. Hatten Sie das Ziel, Vorstandsmitglied einer Bank zu werden?

MALLER-WEISS: Ehrlich gesagt: nie. Mein Plan war, dass ich einmal selbst bestimmen und freie Entscheidungen treffen kann.  Ich wäre nicht froh gewesen, in der Hierarchie unten zu stehen und keine Gestaltungsmöglichkeiten zu haben, denn ich will experimentieren und Unternehmertum ausleben. 
 

GROND-SZUCSICH:  Wie definieren Sie Erfolg? Und würden Sie Erfolg anders definieren als Karriere?

MALLER-WEISS: Ja, ganz anders. Erfolg muss jeder für sich persönlich definieren. Man hält sich ein privates oder berufliches Ziel vor Augen, egal ob kurz oder langfristig, und will dieses erreichen. Karriere ist hingegen eine Hierarchieentwicklung, die man durchlaufen möchte. Das eine ist zwar ohne das andere nicht möglich, aber Karriere ist immer das, was man in der Hierarchie erreicht.
 

GROND-SZUCSICH: Hatten/Haben Sie Vorbilder?

MALLER-WEISS: Keine, die ich jetzt nennen könnte. Ich lerne gerne aus dem Umgang mit Menschen. Hierbei versuche ich herauszufinden, was andere gut machen und lasse mich daraus inspirieren. Genauso sehe ich aber auch, wenn andere etwas machen, das man selbst besser vermeiden sollte. Ich versuche Menschen zu beobachten, um für mich selbst etwas mitzunehmen, das mir dabei hilft, mich weiterzuentwickeln.
 

GROND-SZUCSICH: Hatten Sie einen Mentor oder eine Mentorin beziehungsweise sind Sie selbst Mentorin?

MALLER-WEISS: Ja, mein Mentor begleitet mich schon seit meiner Zeit bei der Bank Austria und hilft mir dabei, mein Potenzial zu nutzen. Ich selbst habe in Kärnten als Mentorin agiert. Das war aber eher eine enttäuschende Erfahrung für mich. Ich habe mehrere Damen unterstützt, die dann alle aus privaten Gründen aufgehört haben.

Für mich habe ich erkannt, dass man diese Leidenschaft für den Beruf nicht anlernen kann. Das hängt viel mit der Erziehung zusammen und dem Elternhaus. Man muss sich bewusst sein, dass die Entscheidung für eine Karriere auch ihre Opfer mit sich bringt. Es macht keinen Sinn, diesen Weg danach zu bereuen. Nach der Geburt meiner Tochter war ich nur zwei Wochen zu Hause. Ich hatte zum Glück einen großartigen Vorgesetzten, der an mich geglaubt hat. Ich war damals bereits Mitglied des Vorstands und konnte damals nur so lange wie bei einem Krankenstand fortbleiben, sonst hätte meine Stelle nachbesetzt werden müssen. Deshalb sind wir damals zu der Übereinkunft gekommen, dass ich schnell zurückkomme und mein Kind mitnehmen kann. Das hat super funktioniert. Mit Hilfe meines Mannes, der voll hinter mir stand aber auch meiner Kolleginnen und Kollegen, die das akzeptiert haben.
 

GROND-SZUCSICH: Glauben Sie, war diese Akzeptanz eine Folge Ihrer hohen Position?

MALLER-WEISS: Sicherlich auch. Geholfen hat in der täglichen Organisation aber auch mein finanzieller Background. Man muss ehrlicherweise sagen, dass eine Frau mit einem deutlich geringeren Einkommen wahrscheinlich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, einen Teil des Gehalts für Kinderbetreuung oder eine Reinigungshilfe zu verwenden. Natürlich bedarf es auch der Akzeptanz, vor allem in der Männerwelt. Es hat sich aber im Gegensatz zu früher schon verbessert. Die jungen Leute sind in dieser Hinsicht offener als ihre älteren Kollegen. Mittlerweile ist das kein großes Thema mehr. Es wird einfach von allen Personen das Gleiche verlangt, und ich möchte es so und nicht anders, denn ich will keine Ausnahme sein. Deswegen halte ich auch nichts von Quoten, weil ich nie im Leben eine Quoten-Frau sein will.
 

GROND-SZUCSICH: Woran liegt es, dass es so wenig Frauen in Führungsebenen gibt?

MALLER-WEISS: Es gibt schlichtweg wenige Frauen, die das machen wollen. Es ist immer schade, wenn es in einem Unternehmen keine Frauen gibt, die für eine interne Nachbesetzung infrage kommen.
 

GROND-SZUCSICH: Welche Opfer müssen am Anfang der Karriere erbracht werden, um in Zukunft Verantwortung zu übernehmen?

MALLER-WEISS: Ein Opfer ist bei der Familiengründung zu erbringen, was aber stark vom Partner abhängt. Man muss viel organisieren, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Dazu benötigt es finanzielle Mittel. Selbst wenn diese Hürden einmal genommen worden sind, bleibt es schwierig, denn am Ende des Tages ist die Frau die Mutter, die sich um ihr Kind kümmern muss und für dieses da sein will. Bei Führungspositionen ist das aber nicht immer möglich. Ich bin zum Beispiel terminlich fremdgesteuert, denn ich habe einen Termin nach dem anderen und bin permanent unterwegs. Man muss sich bewusst sein, dass man dann manchmal nicht die nötige Zeit für sein Privatleben hat.
 

GROND-SZUCSICH: Nun eine provokante Frage: Womit schaden sich Frauen vor allem am Anfang ihrer Karriere, wenn Familie noch nicht im Fokus steht?

MALLER-WEISS: Hier orte ich nicht so viel Probleme. Wenn man sich die Schule und Universität ansieht, sind Frauen sehr erfolgreich, weil sie meistens fleißiger sind als Männer. Frauen sind heutzutage oft besser ausgebildet als Männer. Manchmal trauen sich junge Frauen aber nicht so viel zu, sind vorsichtiger oder es fehlt ihnen schlichtweg der Mut.
 

GROND-SZUCSICH: Sollten Organisationen gezielt Maßnahmen setzen, um Frauen mehr Chancen zu geben?

MALLER-WEISS: Ich denke, eine Organisation selbst kann hier nur wenig Einfluss nehmen. Viel wichtiger sind Führungskräfte. Meiner Meinung nach funktionieren Dinge wie Quoten, die von Organisationen vorgegeben werden, nicht optimal. Wenn man aber als direkte Führungskraft Potenziale erkennt und diese fördert, hat man einen sehr großen Einfluss. Ich hoffe, dass wir in ein paar Jahren gar nicht mehr über berufliche Chancenunterschiede zwischen Männern und Frauen reden müssen. Natürlich gibt es Unterschiede, die sollten aber keinen Einfluss auf Karriereplanung und Karriere haben.
 

GROND-SZUCSICH: Jetzt ein Blick in die Zukunft: Wohin geht die Reise im Banking gesellschaftlich und fachlich?

MALLER-WEISS: Das große Stichwort hier lautet Veränderung. Wir haben zurzeit zwei große Themen, die uns begleiten: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei diesen Themen wird sich im ganzen Finanzsektor vieles verändern. Die ganze Kommunikation ändert sich, also muss hier ein entsprechendes digitales Angebot geschaffen werden.