FACT – FINDING – FINANCE

Im Gespräch mit MMag. Barbara Eibinger-Miedl

Mit der Expertise von Vielen wurde eine umfassende nationale Finanzbildungsstrategie für Österreich entwickelt, die in den kommenden Jahren zukunftsorientiert und nachhaltig weiterentwickelt wird, um Bürgerinnen und Bürgern mehr Wissen zu Finanzthemen und wirtschaftlichen Zusammenhängen zu vermitteln.

Das BMF hat 2021 eine Nationale Finanzbildungsstrategie ins Leben gerufen, welche Erkenntnisse gibt es aus der Umsetzung der Strategie? Gibt es bereits konkrete Erfolge oder Entwicklungen, die auf die Strategie zurückzuführen sind?

Wer seine Finanzen versteht, trifft bessere Entscheidungen und kann nachhaltig vorsorgen. Deshalb haben wir die Nationale Finanzbildungsstrategie entwickelt und setzen sie gemeinsam mit rund 50 nationalen Institutionen erfolgreich um. Wir haben dabei einheitliche Ziele für die Finanzbildung festgelegt und die Zusammenarbeit sowie den Austausch von Informationen deutlich verbessert. Doppelgleisigkeiten werden vermieden, Synergien genutzt – so erzielen wir bestmögliche Ergebnisse.

Ein Beleg dafür sind die Ergebnisse der ersten Teilnahme Österreichs am PISA 2022 Financial Literacy Modul: Hier zeigt sich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn die Österreicherinnen und Österreicher ab 16 Jahren schneiden im internationalen Vergleich beim Finanzwissen überdurchschnittlich gut ab.

Sehr gut bewährt hat sich auch das Finanznavi – das gemeinsame Finanzbildungsportal des Finanzministeriums und der OeNB. Als digitaler Wegweiser, ein One-Stop-Shop für Finanzfragen, bietet es allen Bürgerinnen und Bürgern raschen Zugang zu verlässlichen Informationen. Um die Wirksamkeit der Finanzbildungsstrategie sichtbar zu machen und kontinuierlich weiterzuentwickeln, werden Fortschritte und Maßnahmen zudem regelmäßig in einem Monitoringbericht erfasst.
 

Sie waren zuletzt auf Einladung des Deutschen Bankenverbands in Frankfurt eingeladen: Was kann Deutschland von Österreich lernen? Wie lautet das deutsche Feedback zur österreichischen Finanzbildungsstrategie?

Es war klar spürbar, dass man gerade im Bereich der Finanzbildung interessiert nach Österreich blickt. Die Wahrnehmung zur österreichischen Finanzbildungsstrategie war durchwegs positiv und auf den Fachebenen der Bundesministerien gibt es auch seit Jahren regen Austausch zum Thema, da man beidseitig sehr stark davon profitieren kann. Allerdings hat sich gezeigt, dass Österreich und Deutschland nicht ganz vergleichbar sind – insbesondere was die Kompetenzen im Bildungsbereich betrifft. Es gab einen breiten Konsens Finanzbildung zu forcieren, aber es ist noch offen, wer die federführende Koordination übernimmt.
 

Hohe Inflation, gestiegene Immobilienpreise gepaart mit neuen Technologien (Digitalisierung, FinTechs, Krypto und Co.) führen zu neuen Risiken und Möglichkeiten, welche Rolle kommt der Finanzbildung in diesem Kontext zur?

Finanzbildung ist meiner Meinung nach in diesem Bereich extrem wichtig, denn Themen wie Fake-Online-Shops, Phishing und Scams gewinnen aktuell stark an Bedeutung, genauso wie Buy-now-pay-later Angebote, die teils interessante Wege zur Finanzierung bieten, gleichzeitig aber auch die Gefahr bergen sich zu überschulden. In der Nationalen Finanzbildungsstrategie ist die Digitalisierung als übergeordnete Priorität definiert und diese geht genau in Richtung der angesprochenen Fragen. Wir wollen die Österreicherinnen und Österreicher dabei unterstützen, kritisch und aufmerksam zu bleiben und Entscheidungen gut informiert treffen zu können.
 

Neben den Finanzthemen sind Steuern auch ein Kernthema im Finanzministerium. Welchen Stellenwert spielt „tax-literacy“ in der Finanzbildungsstrategie?

Ganz richtig, Tax Literacy als Teil der Finanzbildung ist aus vielen Gründen entscheidend, denn sie führt dazu, dass Menschen den Sinn hinter der Notwendigkeit, Steuern zu zahlen, noch stärker erkennen. Vieles in unserem Land basiert darauf, dass Steuern bezahlt werden. Denken wir an Spitäler, Kindergärten, Schulen oder auch die Straßen, auf denen wir fahren. Die Tax Compliance hochzuhalten, also, dass jeder und jede Einzelne Steuern für den Erhalt öffentlicher Güter bezahlt, ist die Grundlage für unsere Volkswirtschaft und letztlich auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb ist Tax Literacy ein wichtiger Baustein in der Nationalen Finanzbildungsstrategie, der dazu beitragen soll, Bewusstsein zu schaffen und Wissen zu vermitteln.
 

Die aktuelle Nationale Finanzbildungsstrategie ist bis 2026 angesetzt: Welche Prioritäten wollen Sie bis dahin setzen und was kommt danach?

Im nationalen Gremium für Finanzbildung haben wir die Schwerpunkte für die nächsten zwei Jahre festgelegt. Wir wollen mehr Finanzbildung in Schulen bringen, das Bewusstsein für wirtschaftliche und ökologische Themen stärken und die sichere Teilnahme am Finanzmarkt fördern. Außerdem wollen wir über das Pensionssystem informieren und gezielte Angebote für Frauen und Mädchen schaffen. Ein wichtiger Punkt ist auch, das Finanzbildungsportal Finanznavi noch bekannter zu machen und weiterzuentwickeln. Wir arbeiten bereits intensiv an einer Folgestrategie und sind dazu in regelmäßigem Dialog mit den unterschiedlichen Stakeholdern in Österreich.

Wordrap mit Barbara Eibinger-Miedl

Mit meinem ersten selbst verdienten Geld habe ich... mir eine neue Zimmereinrichtung gekauft.

Meine Eltern haben mir in Geldfragen immer geraten... nicht mehr auszugeben als einzunehmen.

Am liebsten bezahle ich mit... Karte.

Auf mein Konto schaue ich... mehrmals pro Woche.

Kryptowährungen bedeuten für mich... eine spannende digitale Innovation.

Mein persönlicher Tipp für den Umgang mit Finanzen ist... vorsorgen.

Finanzbildung ist wichtig, weil... wer seine Finanzen versteht, trifft bessere Entscheidungen und sorgt nachhaltig vor.