Jean Pierre Mustier, Präsident des Europäischen Bankenverbandes EBF, fordert die rasche Vollendung der europäischen Bankenunion sowie die Schaffung einer Kapitalmarktunion. Nur so sei es den Banken möglich, die europäische Wirtschaft effizienter zu finanzieren und Europa für Investoren attraktiver zu machen.

Anlässlich des Europäischen Bankengipfels unter dem Titel „Eine positive Zukunft für Europa“ Anfang Oktober 2019 in Brüssel betonte EBF-Präsident Jean Pierre Mustier die wichtige Rolle, die der Europäische Bankenverband in Europa spiele. „Eine der Aufgaben des EBF besteht darin, sicherzustellen, dass der Platz der Banken in der Gesellschaft richtig definiert wird, indem eng mit Interessensvertretern von Arbeitnehmern, Kunden, Aktionären und Unternehmen zusammengearbeitet wird“, so der oberste Bankenvertreter. „Banken sind in Europa dazu da, die Wirtschaft zu finanzieren. Das ist ihr Ziel, und es ist ein wichtiges Ziel.“

Studie zu den Folgen der Bankenregulierung

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Banken in Europa forderte der EBF-Präsident eine umfassende Folgenabschätzung der Bankenregulierung für die EU-Banken. „Es ist dringend erforderlich, dass die Regulierungsbehörde, zum Beispiel unter der Führung der EZB, dies untersucht. Wenn wir konkrete, aussagekräftige Zahlen zu den Auswirkungen aller regulatorischen Anforderungen haben, können wir die Umsetzung so steuern, dass die europäischen Banken in einer globalen Welt wettbewerbsfähig bleiben.“

Weiters forderte Präsident Mustier die Behörden auf, die Aufsichtsstruktur für Banken, die in der EU in den vergangenen zehn Jahren eingeführt wurden, zu überdenken. Derzeit werden die Banken in Europa von inländischen Aufsichtsbehörden, der EZB, dem Einheitlichen Bankenabwicklungsmechanismus SRB und der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde reguliert und kontrolliert. „Wir sollten sicherstellen, dass all diese Regulierungsbehörden zusammenarbeiten. Es muss eine einheitliche, koordinierte Aufsicht geben, um Mehrgleisigkeiten zu vermeiden.“

Europäischer Bankensektor

Zum Thema Vollendung der Bankenunion forderte EBF-Chef Mustier, endlich einen gemeinsamen, „echten“ europäischen Bankensektor zu schaffen, der es den Banken ermöglicht, die europäische Wirtschaft effizient zu finanzieren, anstatt weiterhin auf Einzellösungen von nationalen Banken zu setzen. „Wenn ich mit Anlegern in New York spreche, sagen sie mir, dass sie in US-Banken investieren. Sie sagen mir nicht, dass sie in eine Bank im Bundesstaat New York investieren. Sie sagen mir nicht, dass sie in eine Bank im Bundesstaat Kalifornien investieren. Wenn die gleichen Investoren europäische Banken betrachten, sagen sie mir, sie investieren in eine deutsche Bank, eine französische Bank, eine spanische Bank, eine italienische Bank“, so Mustier.

„Wir haben keinen einheitlichen Bankensektor. Und solange das nicht der Fall ist, ziehen wir kein Kapital an. Einzelne, nationale Banken gelten bei Investoren als irrelevant. Mit der Vollendung der Bankenunion muss sichergestellt werden, dass der europäische Bankensektor ein einziger, einheitlicher Bankensektor ist. Wir müssen gewährleisten, dass ein Investor, wenn er sich Banken in Europa ansieht, eine europäische Bank sieht – egal, ob sie nun in Mailand, Frankfurt oder Paris ihren Sitz hat.“

Europa für Anleger attraktiver machen

In Bezug auf die europäische Kapitalmarktunion begrüßte Mustier die Initiative „Markets for Europe“. Sie ist eine privatwirtschaftliche Kampagne, die kürzlich vom EBF ins Leben gerufen wurde und von europäischen Unternehmen gemeinsam mit ehemaligen Regierungschefs und Zentralbank-Experten unterstützt wird. EU-Behörden sollen ermutigt werden, eine integrierte Kapitalmarktunion in Europa zu schaffen und dadurch den Finanzplatz Europa zu attraktivieren.

Nähere Informationen zur Initiative „Markets for Europe“ finden Sie hier.

Die Presseaussendung zur Rede von EBF-Präsident Jean Pierre Mustier ist nebenstehend im Download-Bereich verfügbar.