Das Jahr 2021 hat mit neuen Herausforderungen begonnen. Unverändert bleibt das Bestreben des Bankenverbandes, sich weiterhin kraftvoll und gezielt für das Thema „Sustainable Finance“ einzusetzen.

Der Bankenverband sieht das Thema Sustainable Finance neben der Digitalisierung im Bankensektor, der Verbesserung der Finanzbildung in Österreich und der Förderung der Chancengleichheit im Bankenbereich als eines der wichtigsten Themen für die nächsten Jahre an.

„Der Bankenverband ist sich der Rolle, die der Finanzsektor durch das Umlenken von Finanzflüssen zur Erreichung der Pariser Klimaziele spielt, bewusst und ist bestrebt, seine Mitglieder bestmöglich bei der Umsetzung der neuen Regularien zu unterstützen“, so Generalsekretär Gerald Resch. 


Aktives Informationsmanagement

Um das Bewusstsein der Mitglieder für die Bedeutung des Themas zu steigern, hat der Bankenverband in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig Informationsveranstaltungen rund um die Themen Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken, nachhaltige Offenlegungsplichten und nicht-finanzielle Berichterstattung organisiert.

„Auch in Zukunft möchte wir hier aktiv Veranstaltungen anbieten und unseren Mitgliedern die Möglichkeit zur Diskussion und zum Austausch untereinander geben, um eine vertiefende Auseinandersetzung in diesem Bereich zu fördern“, sagt Simone Nemeskal, Expertin für das Thema Nachhaltigkeit im Bankenverband.


Durchsetzen von Anliegen

Neben dem laufenden Dialog mit seinen Mitgliedern möchte der Bankenverband die Anliegen seiner Mitglieder im Zusammenhang mit Sustainable Finance aktiv vertreten und bei der Durchsetzung unterstützen. Folgende Themen wurden als besonders wichtig identifiziert:

Stabile Rahmenbedingungen

  • Die in den nächsten Jahren anstehenden Schritte zur Erreichung der Pariser Klimaziele müssen seitens der Politik klar kommuniziert werden, sodass sich Unternehmen, VerbraucherInnen und die Finanzwirtschaft darauf einstellen können.
  • Für sämtliche Akteure sollten sowohl die Rahmenbedingungen als auch der zeitliche Ablauf klar sein. Beispielsweise sollte für VerbraucherInnen absehbar sein, ab wann sich der Kauf eines Autos mit Verbrennungsmotor nicht mehr auszahlt oder ab wann mit Einschränkungen bei der Nutzung zu rechnen ist.
  • Für Unternehmen muss absehbar sein, welche Reduktionen in ihrem Sektor zur Erreichung der Klimaziele notwendig sind und welche technologischen Investitionen hierfür erforderlich sind.
  • Für den Finanzsektor ist es beispielsweise bei der Produktentwicklung wichtig, dass es klare Vorgaben gibt, was als nachhaltig einzustufen ist und was nicht.
  • Die einzelnen Regelungen sollten besonders hinsichtlich des Inkrafttretens gut aufeinander abgestimmt sein, damit sich der Implementierungsaufwand bei den Normunterworfenen in Grenzen hält.
  • Die Zeit bis zur Anwendbarkeit sollte erst mit dem Vorliegen aller regulatorischen Standards zu laufen beginnen, da sich der Umsetzungsaufwand bei den Betroffenen ansonsten erhöht.
  • Diese stabilen Rahmenbedingungen sind auch notwendig, da größere Projekte oftmals längere Laufzeiten haben. Bei den regulatorischen Standards, wie beispielsweise jenen zur Taxonomie-Verordnung, sollte darauf geachtet werden, dass diese überschaubar und leicht anwendbar sind. 

Verbesserung der Datenverfügbarkeit

  • Die Finanzwirtschaft ist hinsichtlich der Erfassung, Messung und Steuerung von Nachhaltigkeitsfaktoren und -risiken auf die Daten von ihren KundenInnen (Unternehmen) angewiesen. Der Zugang zu diesen Daten sollte einfach und kostengünstig sein und den unterschiedlichen Akteuren, wie etwa Banken, Investoren und Ratingagenturen, offenstehen.
  • Der Bankenverband setzt sich für die Schaffung einer europaweiten, frei zugänglichen Datenbank ein, in der sämtliche Umweltdaten zu Unternehmen und Projekten, aber auch andere Daten wie etwa die Energieausweise von Gebäuden und dergleichen abrufbar sein sollten.
  • In diese „ESG-Datenbank“ könnten weitere Umweltdaten, die in den einzelnen Staaten schon vorliegen, etwa zu Naturgefahren, aufgenommen werden. Für das Erheben der Daten sollte es einheitliche Standards geben, damit Vergleichbarkeit gewährleistet ist.
  • Der Vorteil einer einzigen Datenbank mit einem klaren Datenset läge für Unternehmen darin, dass sie ihre Daten nur einmal zur Verfügung stellen müssten und Klarheit über die Anforderungen bestünde. Auch Klein- und Mittelberiebe sollten frühzeitig miteinbezogen werden. Hier ist besonders auf eine leichte administrative Umsetzbarkeit zu achten.

Senkung der Eigenkapitalanforderungen für nachhaltige Investitionen

  • Zur Unterstützung von nachhaltigen Finanzierungen sollte – wie schon im Bereich der Finanzierung von KMUs und Infrastrukturprojekten – ein klares politisches Signal gesetzt und die Eigenkapitalanforderungen für nachhaltige Finanzierungen gesenkt werden.
  • Es steht außer Frage, dass auch bei nachhaltigen Finanzierungen eine Risikoprüfung zu erfolgen hat.

Förderung von nachhaltigen Investitionen

  • Um nachhaltige Investitionen zu fördern und um die Nachfrage danach zu erhöhen, könnten steuerliche Anreize gesetzt werden – wie etwa eine KESt-Befreiung bis zu einem bestimmten Zinssatz für nachhaltige Investitionen/Anlageprodukte.
  • Daneben wäre die Übernahme von Haftungen bzw. staatlichen Garantien für nachhaltige Projekte eine weitere Möglichkeit, die Finanzierung nachhaltiger Projekte zu fördern.

Finanzbildung

  • Der Bereich Finanzbildung liegt dem Bankenverband besonders am Herzen. Auch hier sollte die Nachhaltigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Beide Themen sollten stärker in die Lehrpläne an Schulen aufgenommen werden.
  • Der Bankenverband legt bei den von ihm unterstützten Projekten – darunter „Jugend – Zeitung – Wirtschaft“ – viel Augenmerk darauf, die Auseinandersetzung mit dem Thema Sustainable Finance zu stärken.
  • In diesem Zusammenhang wurde ein Video produziert, das in einfacher Weise den Begriff „Nachhaltig Veranlagen“ erklärt. Dieses Video wurde als White Label-Lösung gestaltet. Es wird bereits von Mitgliedsinstituten des Bankenverbandes auf der eigenen Website bzw. für Veranstaltungen eingesetzt.