Das ist eines der Kernergebnisse einer aktuellen repräsentativen Umfrage, die der österreichische Bankenverband gemeinsam mit der BAWAG P.S.K. durchgeführt hat.

Umfrage zu Wirtschaftswissen: 83 % der jungen Erwachsenen fühlen sich in Geldfragen nicht sattelfest
 

  • Eltern sind wichtigste Vorbilder für Fragen im Zusammenhang mit dem Umgang mit Geld

  • Über Geld sprechen: Reden ist Gold, Schweigen führt zum „Vererben“ von Geldproblemen

  • Finanzierung von kurzfristigen Wünschen: Mehr als 60 % möchten keine Schulden machen

  • Ausblick: Stärkeres Einbinden von Eltern und Schule beim Vermitteln von Basiswissen gefragt
     

Fast ein Viertel der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren in Österreich fühlt sich wissensmäßig nicht fit genug, um wichtige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Zwei Drittel der jungen Erwachsenen wünschen sich ein Sicherheitsnetz bei wichtigen Geldentscheidungen. Das ist eines der Kernergebnisse einer aktuellen Umfrage des österreichischen Bankenverbandes und der BAWAG P.S.K.[1]. „Die Ergebnisse zeigen weiters, dass Eltern bzw. die Familie und die Schule eine enorm wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Basisbildung von jungen Menschen spielen. Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder, insbesondere beim Thema Geld. Dieser Zusammenhang dürfte noch zu wenig beachtet werden bzw. den Betreffenden zu wenig bewusst sein“, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes.

Vorbild Eltern und Familie: Tabuisieren von Geldfragen schadet jungen Erwachsenen

Als Hauptgründe für mangelndes Wissen und Schwierigkeiten im Umgang mit Geld werden von den Befragten unzureichende Vorbildung im Elternhaus und in der Schule genannt. Beinahe die Hälfte der Befragten meint, nicht genügend von den Eltern im Umgang mit Geld vorbereitet worden zu sein. Zwei Drittel sind der Ansicht, in der Schule zu wenig wirtschaftliches Wissen erhalten zu haben. Oft würden die Themen nur oberflächlich behandelt oder es fehle der Bezug zur Lebensrealität der jungen Menschen.

Entscheidend für einen guten Umgang mit Geld im Lebensalltag der jungen Menschen ist neben einem soliden Basiswissen die finanzielle Ausgangssituation im Elternhaus. „Finanziell sorgenfreie und zufriedene Eltern vermitteln ihren Kindern tendenziell mehr Wissen rund um wirtschaftliche Themen im Alltag. Sie tragen damit positiv zum Umgang der jungen Erwachsenen mit Geld bei“, so Enver Sirucic, Vorstandsmitglied des Bankenverbandes und CFO der BAWAG Group. Ebenfalls relevant ist die Frage, ob in der Familie über Geld gesprochen wird. Die jungen Erwachsenen sind durchaus bereit, offen über Geld zu reden – im Gegensatz zu ihren Eltern. Diese stehen ihren Kindern zwar mit Rat zur Seite, sprechen mit ihnen jedoch weniger über ihr eigenes verfügbares Geld. Eltern mit finanziell angespannter Situation reden noch weniger über Geld und geben ihren Kindern seltener Tipps. Deshalb haben sich Befragte aus finanziell problematischen Elternhäusern den Umgang mit Geld vorwiegend selbst beigebracht.

Grund- und allgemeinbildende Schulen als Quellen für den Erwerb von wirtschaftlichem und finanziellem Allgemeinwissen werden von den Befragten eher kritisch gesehen. Jede/r fünfte Befragte ist der Meinung, „in der Schule nichts über den Umgang mit Geld gelernt“ zu haben. Vor allem Befragte mit Abschlüssen von Berufsschulen, Gymnasien, Handelsschulen und Polytechnischen Schulen schätzen deshalb ihren Umgang mit Geld schlecht ein.

Konsumverhalten: Zwei Drittel gegen Schuldenmachen

Ein überraschendes Ergebnis lieferte die Umfrage beim Thema Konsumieren und Sparen. Entgegen der Annahme, dass junge Menschen ihr Geld lieber gleich ausgeben, um ihr Leben im Hier und Jetzt zu genießen, ist vernünftiges Wirtschaften durchaus wichtig für sie. Ein Blick auf das Konsumverhalten der jungen Erwachsenen zeigt, dass Sparen bei ihnen im Trend liegt. Zumindest will man sich nicht verschulden. Für fast zwei Drittel der Befragten kommt Schuldenmachen nicht in Frage. Sie wollen sich zwar etwas gönnen, aber nicht um jeden Preis. Brauchen sie doch einmal zusätzliches Geld, ist vorrangig die Familie gefragt. Nur jede/r Fünfte geht zur Bank. Dort wird persönliche Beratung erwartet.

Ausblick: Stärkere Kooperation zwischen Eltern, Schulen und Banken erforderlich

Was wünschen sich die jungen Erwachsenen für ihr Geldleben – rückblickend und für die Zukunft? Die Mehrheit ist sich einig: Sie wollen im Elternhaus und in der Schule vor allem lernen, wie man „richtig mit Geld umgeht“ und „richtig wirtschaftet“. Auch das Wort „Sparsamkeit“ steht weit oben auf der Wunschliste. Persönliche Beratung rangiert bei der Frage nach der Wissensvermittlung über Banken mit 69 % an erster Stelle – vor Online-Kanälen wie Social Media und Internet. „Bei der Vermittlung von wirtschaftlichem und finanziellem Allgemeinwissen muss es noch zu einer engeren Kooperation von Eltern, Schulen und Banken kommen. In der Basisbildung sind vor allem die Eltern und die Schulen gefragt. Dabei geht es nicht darum, komplexe Finanzthemen zu erklären, sondern grundlegende Fertigkeiten im Umgang mit Geld im Alltag zu vermitteln“, präzisiert Gerald Resch.
 

Der Bankenverband unterstützt die österreichischen Schulen, auch in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung, mit einer Reihe von Initiativen – etwa dem Projekt „SCHULBANKER“, dem „European Money Quiz“ oder dem Projekt „Jugend – Zeitung – Wirtschaft“ in Kooperation mit der Tageszeitung „Die Presse“. Näheres dazu unter www.bankenverband.at.


[1] Insgesamt wurden vom Marktforschungsunternehmen marketmind 1.029 Personen aus ganz Österreich im Alter von 18 bis 29 Jahre zwischen 23. Jänner 2019 und 11. Februar 2019 online befragt.