Bankenverband & BAWAG Group untersuchen Geldleben von Frauen im Vergleich zu Männern und die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Nicht das Geschlecht, sondern der Bildungsgrad ist für einen selbstbestimmten Umgang mit Geld entscheidend. Es gibt beim Umgang mit Geld heute kaum noch Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Frauen reden allerdings offener über Geldthemen und besprechen Finanzentscheidungen häufiger mit ihrem Umfeld. Das zeigt die aktuelle Studie des Bankenverbands und der BAWAG Group zum Thema „Frauen und Finanzen“. „Frauen agieren bei ihren Finanzentscheidungen ebenso selbstbestimmt und unabhängig wie Männer. Besonders junge und gebildete Frauen haben ein hohes Interesse an Geld-, Finanz- und Wirtschaftsthemen“, sagt Dr. Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands bei der Studienpräsentation. „Mit der Corona-Pandemie sind die finanziellen Sorgen in der Bevölkerung gestiegen“, erläutert Mag. Enver Sirucic, CFO der BAWAG Group. 29 Prozent der Frauen haben mehr finanzielle Sorgen als vor Corona. Bei Männern liegt der Wert bei 25 Prozent.

Neben den coronabedingten Geldsorgen der Österreicherinnen und Österreicher hat die Pandemie das Geldleben generell verändert. „Die Risikobereitschaft bei Veranlagungen hat tendenziell abgenommen und die einzelnen Ausgaben werden stärker hinterfragt“, betont Sirucic. 29 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer haben seit der Krise weniger Bereitschaft, Geld mit höherem Risiko anzulegen. Vier von zehn Frauen und drei von zehn Männern hinterfragen ihre Ausgaben stärker als vor der Krise.

Kaum Unterschiede in der Selbsteinschätzung
„Frauen und Männer schätzen ihren eigenen Umgang mit Geld nahezu gleich gut ein“, erklärt Resch. 76 Prozent der befragten Frauen und 75 Prozent der befragten Männer attestieren sich selbst einen „guten Umgang mit Geld“. Lediglich sechs Prozent der Frauen und Männer sagen, dass sie schlecht mit Geld umgehen. Unterschiede bei Finanzthemen zeigt die Studie in der Kommunikation. Männer treffen finanzielle Entscheidungen häufiger alleine, als Frauen dies tun. Frauen halten öfter Rücksprache zu ihren Finanzentscheidungen: 32 Prozent der Frauen, jedoch nur 22 Prozent der Männer diskutieren Investitionen mit ihrem Umfeld, bevor sie eine Entscheidung treffen. „Mit dem Bildungsgrad wächst die Autonomie in der Entscheidung“, erläutert der Generalsekretär des Bankenverbands. Die Hälfte (50 Prozent) der befragten Frauen mit Uni- oder FH-Abschluss treffen finanzielle Entscheidungen selbständig. Bei Frauen ohne Matura liegt der Wert bei 39 Prozent und mit Matura bei 42 Prozent. Die Studie zeigt weiters, dass Frauen tendenziell offener über Geld sprechen als Männer. 57 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer unterhalten sich „sehr offen“ mit ihrem Umfeld über Finanzen. 16 Prozent beider Geschlechter reden gar nicht darüber.

Die Mutter als Finanzexpertin
„Den Umgang mit Geld haben die Befragten stärker von ihrer Mutter als von ihrem Vater gelernt. 56 Prozent der Frauen und 51 Prozent der Männer geben an, dass sie das Wissen von ihrer Mutter erhalten haben. Lediglich 38 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer nennen an dieser Stelle den Vater. Der Großteil der Befragten sagen, dass sie ihr Wissen über Geldthemen sich selbst beibringen. 55 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer haben sich ihr Finanzwissen „selbst beigebracht“, so die Studie. Die Schule spielt hier eine geringe Rolle“, sagt Resch und ergänzt: „Ein systematischerer Zugang könnte Abhilfe schaffen – etwa über die Institutionalisierung von Finanzbildung im Schulunterricht“.

Getrübter Blick in die persönliche finanzielle Zukunft
„Frauen beurteilen ihre persönliche finanzielle Zukunft pessimistischer als ihre aktuelle Lage. Männer sind in dieser Frage wesentlich optimistischer“, erläutert Sirucic die Studienergebnisse. 47 Prozent der Frauen sehen ihre aktuelle finanzielle Situation optimistisch, während dies nur 36 Prozent für ihre eigene Zukunft erwarten. 55 Prozent der Männer sehen ihre aktuelle finanzielle Situation optimistisch, 45 Prozent erwarten dies für ihre eigene Zukunft. „Die Zuversicht kommt mit zunehmendem Alter“, betont der BAWAG Group-Vorstand und ergänzt: „Frauen ab 50 Jahren äußern sich zur aktuellen und zukünftigen finanziellen Situation deutlich optimistischer als jüngere Frauen.“

Gut vorbereitet auf die Pension fühlt sich etwa ein Drittel (34 Prozent) der Frauen. 27 Prozent sehen sich selbst „nicht gut gerüstet“ dafür. „Die Einschätzung der eigenen aktuellen finanziellen Situation korreliert mit dem Gefühl, besser oder schlechter vorbereitet zu sein“, erläutert Sirucic. 61 Prozent der Befragten, die sich heute finanziell sorgenfrei fühlen, sagen, dass sie „gut vorbereitet“ sind. Im Vergleich dazu gibt dies nur jede fünfte Frau an, die aktuell in einer finanziell angespannten Situation ist.

„Bildung ist der Schlüssel zur finanziellen Eigenständigkeit von Frauen. Frauen sehen sich als unabhängig und selbstbestimmt – und wollen das auch in der Pension sein. Die finanzielle Zukunft wird jedoch weniger positiv gesehen als die aktuelle Situation“, fasst Dr. Valeska Grond-Szucsich, Senior Legal Expert beim Bankenverband und Projektverantwortliche, die Ergebnisse zusammen.
 

Studiendetails:
Marketmind im Auftrag von Bankenverband und BAWAG Group
1.314 Befragte zwischen 18 und 65 Jahren, repräsentativ für Österreich nach Alter, Geschlecht, Bildung und Bundesland
Befragungszeitraum: Herbst 2021
 

Rückfragen für MedienvertreterInnen:
Bankenverband
Dr. Valeska GROND
+43 (1) 5351771-26
grond@bankenverband.at

 




GS Dr. Gerald Resch, Dr. Valeska Grond, Mag. Enver Sirucic  | © Bankenverband | Foto: Stefan Csáky

Presseinformation  (PDF  94 kB)
Präsentation  (PDF  3 MB)

  Zur Übersicht