Allerdings scheinen sie dabei ihre Söhne mehr zu fördern als ihre Töchter. Buben wird in Sachen Geld auch mehr zugetraut als Mädchen. Wird der Grundstein für einen späteren Gender Pay Gap schon im Elternhaus gelegt?

Egal, ob gerade die Coronakrise und Homeschooling in der Bildungslandschaft auftauchen, ob es um die Zentralmatura, neue Lehrpläne oder die wenig geliebten Pisa-Tests geht: Eines dürfte sich über die Generationen nicht ändern – die Gelderziehung der Kinder. Sie ist und bleibt Aufgabe der Eltern bzw. Familien. Das bestätigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts marketmind[1] im Auftrag des österreichischen Bankenverbandes und der BAWAG Group.

Demnach ist es auch im Jahr 2020 rund 90 % der Eltern mit Kindern im Alter von sechs bis 14 Jahren in Österreich wichtig, ihren Kindern die Grundlagen des Geldlebens selbst beizubringen. Dabei geht es vorrangig um das Vermitteln des allgemeinen Umgangs mit Geld und das Verständnis für Sparen. Ganz spezielles Augenmerk legen die Eltern auf die finanzielle Allgemeinbildung ihrer Kinder ab dem Alter von elf Jahren und auf die Entwicklung der Geldkompetenzen ihrer Söhne. Mehr als 90 % der befragten Eltern ist es in diesen beiden Fällen besonders wichtig, in Sachen Wissensvermittlung an erster Stelle zu stehen.

„Das Ergebnis im Hinblick auf den Geschlechterunterschied hat uns überrascht. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Gender Gap beim Thema Finanzen bereits im Elternhaus beginnt, indem Buben in der Gelderziehung anders behandelt werden als Mädchen. Das kann im Erwachsenenalter nachteilige Folgen haben. Nach wie vor haben Frauen im Durchschnitt ein geringeres Finanzwissen als Männer und weniger Chancen, selbstständig für ihre Zukunft vorzusorgen“, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des österreichischen Bankenverbandes.

 

Wissen kommt von den eigenen Eltern, vor allem von Müttern

Bei der Gelderziehung ihrer Kinder greifen die befragten Eltern zu rund 70 % auf jenes Wissen zurück, das sie selbst von ihren Eltern bzw. ihren Familien zum Umgang mit Geld erhalten haben. Bei jenen Eltern, die sich für ihren Wissenserwerb zusätzlich an ihren persönlichen Bankbetreuer wenden, hat dieses Wissen in 60 % der Fälle zu einem besseren Umgang mit Geld geführt.

Bei neun von zehn Kindern ist es deren Eltern wichtig, ihnen den Umgang mit Geld selbst beizubringen. Noch wichtiger ist dies den Eltern bei Kindern ab elf Jahren (93 %) und bei Söhnen (90 %). Mütter legen mit 91 % mehr Wert auf die Wissensvermittlung als Väter (88 %).

Bei 73 % der Kinder zwischen sechs und 14 Jahren geben deren Eltern an, offen über Geld mit ihren Kindern zu sprechen. Dem Großteil der Kinder (89 %) stehen die Eltern laut eigenen Angaben bei finanziellen Fragen mit Rat zur Seite. Bei einem geringeren Anteil der Kinder (62 %) sprechen die Eltern offen über das eigene Vermögen.

 

Hilfe von der Schule und von Banken

Bei rund 40 % der Kinder wünschen sich deren Eltern bei der Gelderziehung ihrer Kinder Unterstützung. Vor allem Erziehende in Patchworkfamilien (51 %), Alleinerziehende und berufstätige Mütter (45 %) sowie Eltern mit geringem Bildungsstatus (41 %) fühlen sich bei diesem Thema schnell alleingelassen oder überfordert. Hilfe soll von den Schulen und den Banken kommen, insbesondere dann, wenn es um das Erklären von Bankprodukten, Finanzierungsformen und das Wirtschaftssystem ganz allgemein geht.

 

Mädchen werden weniger unterstützt

Buben werden laut der Studie bei Finanziellem mehr unterstützt als Mädchen: Bei 91 % der Söhne legen die Eltern darauf Wert, beim Umgang mit dem Konto zu helfen, bei Mädchen sind es 82 %. Letzteren wird dabei auch weniger zugetraut: Bei 30 % der Söhne bewerten die Eltern den Umgang mit Geld sehr gut oder gut, bei Mädchen ist dieser Prozentsatz wiederum geringer (27 %). Ein eigenes Konto empfinden die Eltern bei 84 % der Söhne als lehrreich, bei Töchtern sind es 71 %.

„Auch Produktanalysen unseres Hauses zeigen, dass Mädchen rund 20 % weniger auf ihrem Schüler- bzw. Lehrlingskonto haben als Buben. Gemeinsam mit den Studienergebnissen scheint dies zu bestätigen, dass der ‚Gender Pay Gap‘ seine zarten Wurzeln schon im Kindesalter schlägt und sich später für Frauen zu einem veritablen Problem auswachsen kann. Denn Frauen verdienen nach wie vor im Durchschnitt weniger als Männer, obwohl sie beim Thema Ausbildung stark aufholen und immer öfter erwerbstätig sind. Umso wichtiger wäre es für sie, früher und selbstbestimmter finanzielle Entscheidungen zu treffen. Wir möchten die Eltern daher ermutigen, besonders ihre Töchter beim Thema Geld zu unterstützen und ihnen mehr zuzutrauen, damit sie lernen, selbstbewusst mit ihren Finanzen umzugehen“, erklärt Enver Sirucic, Vorstandsmitglied des Bankenverbandes und CFO der BAWAG Group.

 

Gelderziehung so früh wie möglich

Für die meisten Eltern beginnt die Finanz- und Wirtschaftsbildung ihrer Kinder idealerweise mit dem Eintritt in die Volksschule. Geht es nach besonders jungen Eltern, Müttern und Eltern mit höherer Bildung, sollte mit der Vermittlung von grundlegenden Kompetenzen für den Umgang mit Geld sogar schon früher begonnen werden.

 

Angebot des Bankenverbandes

Der Bankenverband unterstützt die österreichischen Schulen, auch in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung, mit einer Reihe von gendergleichberechtigten Initiativen – etwa dem Projekt „SCHULBANKER“, dem „European Money Quiz“ oder dem Projekt „Jugend – Zeitung – Wirtschaft“ in Kooperation mit der Tageszeitung „Die Presse“. In Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen Three Coins ist der Bankenverband Förderer von Leseworkshops in Volksschulen. Näheres dazu unter www.bankenverband.at.

 

Rückfragen:

für den Bankenverband:
edith holzer communications
MMag. Edith Holzer, M.A.
+43 (0) 664 124 0362
edith.holzer@clear-id.net

 

für die BAWAG Group:
MMag. Manfred Rapolter, M.A.
+43 (0) 5 99 05-32011
communications@bawaggroup.com 

 

[1] Aktuelle Online-Befragung von 1010 Eltern zwischen 20 und 75 Jahren mit Kindern im Alter von 6–14 Jahren im Frühjahr 2020





Umfrageergebnisse  (PDF  2 MB)
Presseaussendung  (PDF  318 kB)

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